Außer der Reihe


Von Zeit zu Zeit planen wir Bauwerke, die in ihren Funktionen und Beschaffenheiten ungewöhnlich sind. Diese Aufgaben sehen wir als Herausforderung und die Möglichkeit, in besonderer Weise gestalterisch zu arbeiten. Aus einer gewissen Perspektive ist die Architektur die Mutter aller Künste – nämlich in den Momenten, in denen sie über das rein Zweckmäßige hinausgeht. Dann setzt sie sich mit ihrer Umgebung auseinander und deutet sie auf ästhetisch-kreative Weise.

 

So durften wir zum Beispiel 2017 an einem Renaturierungsprojekt der EU und des Landes Niedersachsen mitwirken. Im Rahmen des Projektes wurde ein Abschnitt des Flusses Hamme in sein altes Bett zurückverlegt. Gemeinsam mit den Verantwortlichen planten wir eine Brücke sowie eine Reihe von Türmen, von denen aus Besucher/-innen (darunter oft Schulklassen) die Brutstätten der hier rastenden Zugvögel beobachten können.
 
Hier ging es um Respekt vor der Natur – eine gute Balance aus behutsamer naturkundlicher Vermittlung und ungestörter Natur. Wir wurden zu Lernenden, bis wir die richtigen Orte, Formen und Materialien identifizieren konnten. Zum Beispiel unseren Turm „Weidenkorb“. Er steht in der Nähe von einem Weiden-Wäldchen, aus dessen Zweigen in früheren Zeiten Körbe geflochten wurden.

 

Auch bei einem von uns restaurierten Mausoleum auf dem Schöneberger Friedhof in Berlin ging es um Respekt. Der Auftraggeber hatte die Patenschaft für den Erhalt des Mausoleums übernommen, um es zukünftig als Familiengruft zu nutzen.
 
Während wir das Sandsteinbauwerk außen zumeist in seiner historischen Architektur erhielten und nur durch ein goldenes Henkelkreuz auf dem Dach ergänzten, entstand im Inneren ein Grabraum für eine – in Deutschland seltene – oberirdische Bestattung. Besucher/-innen der hier zu Grabe gelegten Menschen finden eine Art Lounge mit Sesseln, Humidor und kleiner Bar vor. Uns hat der offene Umgang mit einem zu oft tabuisierten Thema fasziniert.

 

2003 übernahmen wir die Planung für das architektonische Umfeld eines Kunstwerks des schweizerischen Künstlers Daniel Spoerri. Dessen „Tröpfler“ ist ein Brunnen aus etwa 80 historischen Küchengeräten der mechanischen Zerkleinerung – vom klassischen Fleischwolf bis zur feinen Raspel. In Abstimmung mit dem Künstler und Behörden, legten wir den Standort in der Bremer Innenstadt fest und planten die Brunnenstube mit der dazugehörigen Technik.